Mittwoch, 10. Dezember 2014

My Story vom Anfang und Ende

 ☼ GUTEN MORGEN ☼

Frl. Zyx hat hier am Montag mal zu den Fragen aller Fragen aufgerufen (und diese natürlich auch für ihren Fall beantwortet):
"Was mich interessieren würde ist, wie es war, wie es ist, wie es sein soll, und wie es sein wird.
Wie war euer Anfang? Wann habt ihr beschlossen, dass sich etwas ändern muss? Was hat euch motiviert? Was habt ihr für euch dadurch entdeckt?
Oder seit ihr gescheitert (zwischendurch), hat euch das Schicksal einen Strich durch die Rechnung gemacht?
Und wie ging euer Weg weiter? Kämpft ihr alleine oder habt ihr Mitstreiter gefunden? Habt ihr vielleicht neue Menschen/Gleichgesinnte gefunden (oder durch euren neuen Weg verloren)?
Was hat euch geändert, sind eure Prioritäten noch immer (wie am Anfang) die selben?
Und jetzt, da das Jahr zu Ende geht, habt ihr geschafft, was ihr dieses Jahr schaffen wolltet? Passt das Weihnachtskleidchen schon oder die Hose eine Nummer kleiner?
Sind vielleicht neue Anregungen zu anderen Sachen durch euren Weg gekommen?
Gibt es Dinge, die ihr nicht mögt, oder euch schwer fallen?
Was ist euer Ziel?"
Wow.... mehr geht wohl auch nicht mehr^^
 Ich hatte schon in die Kommis geschrieben, dass ich mich diesen Fragen am Mittwoch (also heute) widmen werde.

So...  dann will ich auch keine Zeit mehr vergeuden -


Here we go



Wie es war:
Tja, der Anfang ist schwer auszumachen. Meine ES war bereits 2007 offiziell als solche angesehen. Also, Familie, Freunde und Ärzte waren der Meinung, ich sei untergewichtig und hätte ein gestörtes Verhältnis zum Essen (nicht ganz unberechtigt). Damals dachte ich, die spinnen alle (hier jetzt in Gedanken einen verständnislosen Obelix einfügen, der sich mal wieder über die Römer wundert). Wie ich euch ja auch letzte Woche schon erzählt habe, hatte ich lange Zeit nicht das Bestreben zuzunehmen. Da ich ja aber offiziell als krank eingestuft wurde, musst ich über meine ES natürlich nach außen furchtbar betroffen sein. Ganz lange Zeit habe ich nur in Gegenwart meiner Eltern gegessen und selbst, wenn ich allein war und mega Hunger hatte, habe ich nichts genommen, bevor sie kamen. Erstens, um zu "beweisen", dass ich ja esse und zweitens, hatte ich immer Angst, dass plötzlich das super fettige Essen auf dem Tisch steht - und darum war das hungern davor eben "prophylaktisch". 

Mein Umzug nach Hamburg in eine WG stellte mich dann recht schnell vor einen Konflikt. Es gab keine äußere Kontrolle mehr und ich musst auch niemandem mehr etwas beweisen. Es machte also überhaupt keinen Sinn mehr, "prophylaktisch zu hungern". Ich ernährte mich sehr (!) kostengünstig und kalorienarm. In manchen Wochen reichten 5-6€ für das Essen der ganzen Woche.
Da ich nun auch keine Waage mehr besaß, kann ich nicht sagen, wieviel ich noch abgenommen habe. Ich hätte jetzt "gar nichts" geantwortet, aber meine beste Freundin von der Schule meinte später mal, dass sich in den ersten Semesterferien alle Sorgen um mich gemacht haben...anyway...

Dann - keine Ahnung, muss so Mitte 2010 gewesen sein - dann lief der Noro-Virus in Hamburg umher. Es ging auch recht viel durch die Medien, dass gerade kleine Kinder und alte Menschen daran sterben könnten. Meine Mitbewohnerin studierte Medizin (mittlerweile ist sie schon Frau Doktor in der Schweiz ☺) und erzählte ab und an, was an der Uni-Klinik so abging.
 Mir wurde schnell klar: Wenn ich Noro bekommen würde, dann gebe es wirklich Schwierigkeiten. Damals nahm ich meine mittlerweile beträchtliche körperliche Schwäche das erste Mal wirklich wahr. 

Ich nahm mir vor, zumindest so viel zuzunehmen, dass ich einen Noro-Virus überleben würde. Zum Glück musste ich das nie in der Praxis austesten.

Wie es ist
...tja. So einfach war das Zunehmen gar nicht. Der Körper musste erstmal viele, viele Reservelöcher stopfen. Plötzlich konnte ich Hunger auch überhaupt nicht mehr aushalten: Drei Stunden ohne iwas zu Essen brachte ich mich kreislaufmäßig an den Rand der Ohnmacht.
Es dauerte sicherlich mehr als ein Jahr, in dem ich mich von durchschnittlichen 2.500kcl täglich (mit moderater sportlicher Betätigung) ernährte, bevor ich überhaupt nennenswert zunahm. Wir reden hier aber noch lange nicht von einem gesunden Essverhalten. Mehr ein "Hungern+Fressattacken". Kalorien machten mir Angst. Oft hatte ich das Gefühl, nicht essen zu dürfen (weil ich wertlos bin, oder so)

Iwann kam das Langstreckenlaufen dazu (wie, das erzähle ich ein anderes Mal)
Das war insofern total wichtig, da mir schnell klar wurde, dass "Wer isst, muss auch Sport machen" nicht mehr funktional war. Es hieß nun: "Nur wer isst, kann Sport machen". 

Wie es sein soll
Ich dachte, ich wer auf dem perfekten Weg, gesund zu werden. Nach außen hin, bin ich das sicher. Normalgewicht und so. Und meine Depressionen, die mit der Magersucht zusammenhingen, sind auch weg. Schlechte Tage...klar, die hat jede_r Mal. Ideal wäre es nun, meinen Körper annehmen zu können und mich wohl zu fühlen. Aber... das geht nicht. Schwimmbad, Sauna - das wäre aktuell die Hölle für mich.

Wie es sein wird

Ich habe oft mit dem Gedanken gespielt, wieder abzunehmen und zwar nach der "alt bewährten" Methode. "Früher" haderte ich auf der körperlichen Ebene genauso mit mir, wie jetzt. Aber ich fand zumindest eine große Sicherheit in der ES (das verstehen wohl wirklich nur (Ex-)Magersüchtige...). Ein Gedanke schießt dann meistens schnell quer durch meinen Kopf ("trügerische Sicherheit") und ich esse "normal" weiter. Die Reserven in meinem Körper sind alle gefüllt und ich nehme bei jeder extra Kalorie sofort zu. Meine Tage habe ich auch noch mehr als 5 Jahren wieder und mutiere dann immer zu Super-Emo (hier jetzt bitte einen x-beliebigen Superhelden mit halblangen, schwarzen Haaren, tiefem Seitenscheitel und schwarzer Schminke vorstellen). Ich habe also die Probleme, die andere Frauen auch haben. Ein paar Langzeitschäden aus der ES kommen noch dazu, aber nichts (zum Glück), das mich im Alltag nennenswert einschränken würde. 

Die ES wird immer ein Teil von mir sein und solange ich das nicht vergessen, werde ich wohl körperlich stabil bleiben. So, wie sich trockene Alkoholiker jeglichen Hauch Alkohol verbieten, lasse ich die Finger von Diäten. Laufen lenkt mich ab und ist pseudomäßig recht weit oben auf meiner Prioritätenliste. So komme ich gar nicht dazu, dass Essen zu reduzieren. Denn: Nur wer isst, kann Sport machen. 

...so, ihr seid dran :D What's your Story?

(btw: eine persönliche Frage: Wenn ich den Marathon dann Ende April 2015 geschafft habe, wollte ich ein Buch schreiben, über die ES und den Weg zum Normalgewicht - vorher hätte ich das Gefühl, dass es etwas albern wäre. So ganz generell: Glaubt ihr, sowas interessiert noch jemanden?) 

6 Kommentare:

  1. Wenn du ein Buch schreibst kaufe ich es
    ich hab gestern über etwas ähnliches nachgedacht. Vllt schreibe ich dir mal.
    mich interessieren auch besonders die Langzeitfolgen weil ich jemanden kenne den das betrifft.
    schreib mir mal bitte deine email Adresse auf jockers.girl@gmx.de

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  2. Ist eine tolle Idee mit dem Buch, Aber stell dir das nur nicht so einfach vor. Gerade Autobiografisches ist mega schwer, zumal du auch alles noch einmal gefühlstechnisch durch machen musst. Ich finde, persönliche Geschichten interessieren, und gerade Thema ES ist noch lang lange nicht vom Tisch, zumal ich immer nach authentischen Geschichten suchen würde, als irgendwelche professionellen Ratgeberbücher.
    Danke für deine Geschichte. Manchmal frage ich mich auch, ob es jemals gehen wird, die Sache mit dem Gewicht. Wie erwähnt, ich suche da woanders den Ansatz, und hoffe, es irgendwann lassen zu können.
    Aber ich bewundere dich um deinen Kampfgeist, das Motto ist toll! :)
    Mich würde es auch mehr interessieren. Ich kenn ja quasi nur so ansatzweise die andere Seite, das zu viel Essen (und wieder auskotzen wollen).

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    1. "Manchmal frage ich mich auch, ob es jemals gehen wird, die Sache mit dem Gewicht."
      - dito. :/

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  3. Danke - ihr seid aufmunternd ☺
    ...klar, ein Buch ist nicht so einfach. Aber wenn jetzt alle nur LAAAAAAAAAAAANGWEILIG gebrüllt hätten, dann brauche ich den Gedanken auch nicht weiter spinnen ;)

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  4. Ich persönlich fänd das Buch auch sehr interessant und ich denke, dass es da noch weitaus mehr Menschen gibt =)

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  5. Hallo Liebes :)
    ich bin grade eben auf diesen blog hier gestoßen und hab insbesondere deine Beiträge geradezu verschlungen, da es mir recht ähnlich geht mit ES Vergangenheit (mehr oder weniger vergangen) und so weiter... finds super spannend und interessant zu lesen wie so ungefähr gleichgesinnte zurecht kommen :)
    und ein riiiiiiesiges JA zum buch !!!! :) :) :)

    https://kruemelfit.wordpress.com

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