Freitag, 23. Januar 2015

Runner's High oder "Der Hulk-Effekt"

Hallo ihr,

seid ihr nicht auch erstaunt, wenn ihr Leute seht, die mir nichts, dir nichts 42km bei einem Marathon laufen innerhalb von vier Stunden? Also erstmal Respekt an Menschen, die so eine Willenskraft und körperliche Ausdauer haben! Aber wie machen sie das? Ich wäre letztens einmal nach 5 km beinahe zusammengeklappt und Hochleistungssportler vollbringen zum Beispiel beim Ironman Höchstleistungen, an die ich gar nicht erst denken mag. Und bei meiner persönlichen Halbmarathon-Vorbereitung bin ich letztens auf den Begriff "Runder's High" gestoßen und habe mich seitdem etwas mit diesem Effekt beschäftigt:

Das sogenannte Läuferhoch beschreibt wie der Name schon sagt eine entstehende Emotion während eines Langstreckenlaufes oder vereinzelt auch im Radsport. Dabei handelt es sich um ein Hochgefühl, was auftritt, wenn der Sportler körperlich eigentlich am Ende ist und kann auch als Motivationsschub beschreiben werden. Plötzlich ist aller Schmerz und alle schlechten Gedanken vergessen, man hat einfach das Gefühl, ewig so weiter laufen zu können, bis man umfällt. 
Bevor man aber dieses beflügelnde Gefühl genießen darf, gelangt der Körper an den sogenannten toten Punkt, wo so gut wie nichts mehr geht. Biologisch gesehen sind hier die Muskeln mit Sauerstoff unterversorgt, schnell verfügbare Kohlenhydrate aus den Glykolen-Speichern so gut wie leer. Durch die Übersäuerung kommt es zur Atemnot und einem akuten Schwächegefühl, man würde am liebsten das Handtuch werfen. Wer dann allerdings die Intensität des Trainings kurzweilig drosselt, gibt dem Körper die Chance, das Sauerstoffdefizit wieder auszugleichen und das Runner's High zu erleben Dieses Gefühl wird nämlich von einer erhöhten Ausschüttung von Endorphinen im Gehirn, in den Bereichen des Frontlappens in der Großhirnrinde und im limbischen System, verursacht. So wird die Schmerzunterdrückung gefördert, da die Schmerzweiterleitung in den Nerven durch die Endorphine gebremst wird. 

Allerdings tritt dieser Effekt nur ein, wenn der Körper minimal 80% belastet ist und somit hart an der Grenze zur eigenen Belastbarkeit. So muss also eine Schmerzgrenze erstmal überschritten werden, was nicht unbedingt ein Trainingsziel sein muss, sondern individuell gehandhabt werden kann. Ein weiterer negativer Effekt ist, dass körpereigene Endorphine in ihrer chemischen Struktur und ihrer  biologischen Wirkung Morphin, einem Opiat, sehr ähnlich sind. Das heißt für den Körper konkret, dass wenn man das Läuferhoch regelmäßig verspürt, eine Abhängigkeit entstehen kann, da man sich an die regelmäßige Ausschüttung des Endorphins gewöhnt  - der Körper hat seine eigene Droge gefunden. 

Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob ich schon mal einen solchen Effekt hatte: Klar, manche Läufe kaufen gut, manche weniger, bei manchen strahle ich vor mich hin, weil es sich alle so easy anfühlt, bei manchen breche ich beinahe zusammen. Aber wie Hulk fühle ich mich eigentlich immer nur, wenn ich unsere Auffahrt wieder hoch-jogge und an die warme Badewanne (besonders bei diesen Temperaturen!) denke. Hattet ihr schon mal so einen Effekt? Der kann übrigens auch beim Krafttraining im Fitnessstudios erreicht werden und auch Leute, die Yoga ausgeübt haben, sollen von einem ähnlichen emotionalen Zustand berichtet haben. Ich finde es schlussendlich einfach faszinierend, wie der Körper sich selber pushen und wie weit er seine Belastbarkeit ausdehnen kann!


Bis zum nächsten Samstag,
Maybritt




1 Kommentar:

  1. Hey. ich glaube beim runners high gehen theorie und praxis oft verschiedene wege. Es gibt läufer_innnen, die ultras laufen und den runners high nie erleben. andere brauchen dafür "nur" einen berg nach dem halbmarathon hochzujagen. Ich hatte nen runners high hin und wieder mal (das flasht einen echt weg) und der tritt bei mir nicht planmäßig ein, wenn ich leistungsgrenzen überschreite.

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